Ein Ort der Solidarität und Integration: Exkursion ins Bellevue di Monaco

Ein Beitrag im Gemeindekurier der Gemeinde Stephanskirchen im Oktober 2024

Bereits vor den Sommerferien wurde in Stephanskirchen intensiv über Pläne des Landratsamtes diskutiert, in einem Gewerbegebäude in der Hofmühlstraße 100 geflüchtete Menschen unterzubringen. Stephanskirchen leistet noch nicht ihren vollen Beitrag zur Aufnahme von Asylsuchenden, so wie einige andere Gemeinden im Landkreis Rosenheim auch. Um sich frühzeitig auf die wahrscheinliche Aufnahme von geflüchteten Menschen vorzubereiten und Ideen zu deren Integration zu entwickeln, reisten Vertreter*innen der Grünen Gemeinderatsfraktion, des Ortsvorstands und der Gemeindeverwaltung im September nach München. Ziel war es, von der erfolgreichen Arbeit der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco zu lernen, um die zukünftige Arbeit mit Geflüchteten in Stephanskirchen aktiv und positiv gestalten zu können. Die Exkursion bot wertvolle Einblicke in die innovative Arbeit der Genossenschaft, die sich auf Flucht, Migration und interkulturellen Austausch fokussiert.

Das Bellevue di Monaco entstand als Reaktion auf den geplanten Abriss von drei Häusern in der Innenstadt Münchens. Heute ist die Genossenschaft mit 703 Mitgliedern ein lebendiges Wohn- und Kulturzentrum. Finanziert durch Spenden, Mieteinnahmen, Geschäftsanteile und Mitgliedsbeiträge, arbeitet die Genossenschaft solidarisch.

Das Zentrum beschäftigt 12 festangestellte Mitarbeiter*innen und wird von rund 300 Ehrenamtlichen unterstützt, von denen etwa 80 regelmäßig aktiv sind.

Angebote für Geflüchtete und die Münchner Bevölkerung

Ein zentraler Bestandteil des Bellevue di Monaco ist die Bereitstellung von Wohnraum für über 40 Geflüchtete, die beim Übergang in ein selbstständiges Leben unterstützt werden. Zum Teil werden Wohnungen an soziale Träger vermietet, deren Mitarbeiter*innen die überwiegend jungen Menschen pädagogisch begleiten.

Die Genossenschaft bietet umfassende Beratungsdienste, darunter unabhängige Asylverfahrensberatung und Unterstützung durch Integrationslotsen. Dreimal wöchentlich gibt es Asylberatungen in Kooperation mit Amnesty International und ehrenamtlichen Anwält*innen.

Der Fokus auf den interkulturellen Austausch ist entscheidend für die integrative Arbeit des Bellevue. Regelmäßig finden Theaterworkshops, Konzerte und Lesungen zu Themen wie Migration und zu interkulturellem Verständnis statt, bei denen Münchner*innen und Geflüchtete miteinander in Kontakt kommen. Die Veranstaltungen werden oft auf Spendenbasis organisiert und fördern soziale Begegnungen.

Ein besonderes Highlight ist das Café Bellevue, das als Treffpunkt sowie für Migrations- und Asylberatung dient. Obwohl es kostendeckend arbeitet, steht der soziale Mehrwert im Vordergrund. Ergänzt wird das Angebot durch Deutschkurse für Geflüchtete, die keinen Zugang zu Integrationskursen haben, sowie durch Initiativen wie einen Online-Mutter-Kind-Sprachkurs und digitale Unterstützung durch gespendete Endgeräte.

Auch die Fahrradwerkstatt, in der unter anderem gespendete Fahrräder aufbereitet und an Geflüchtete weitergegeben werden, leistet einen wichtigen Beitrag. Dazu kommen Sportangebote, darunter spezielle Gruppen für Frauen, sowie das monatliche „Offene Haus“, das mit Aktivitäten wie einer Silent Disco und interkulturellen Festen die Gemeinschaft stärkt.

Ein weiteres Highlight ist das Straßenfest mit dem Straßenlauf „Giro di Monaco“, das größte Fundraising-Event der Genossenschaft, das die enge Verbindung zwischen Münchner*innen und Geflüchteten feiert. Diese Angebote tragen dazu bei, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und die Integration von Geflüchteten nachhaltig zu fördern.

Die Arbeit des Bellevue di Monaco ist ein beeindruckendes Beispiel für gelebte Solidarität und Integration. Die Grünen Gemeinderätinnen und die Vertreterin der Gemeindeverwaltung waren beeindruckt von der Vielfalt der Angebote und dem Engagement der Ehrenamtlichen. Aus den gesammelten Eindrücke entstanden einige Ideen worauf wir bei einer möglichen Aufnahme von vielen geflüchteten Menschen an einem Ort achten wollen. Große Bedeutung werden Projekte haben müssen, die sozialen Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis für andere Kulturen und Erfahrungen wachsen lassen können.

Der nächste reguläre Grüne Stammtisch findet am Donnerstag, den 05.12.24 statt, der Ort wird in der nächsten Ausgabe bekannt gegeben.. Dort können wir Ideen und Entwicklungen unserer Gemeinde weiterdenken und diskutieren. Im November wird sich der Grüne Ortsverband mit der Neugründung eines Ortsverbandes Stephanskirchen, Riedering und Rohrdorf befassen und turnusmäßige Neuwahlen abhalten.

Patrick Becker

Stephanskirchner Ortsvorstand Bündnis 90/Die Grünen

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